Burnout verstehen

Burnout kommt nicht über Nacht. Es ist ein schleichender Prozess, der sich über Monate oder Jahre entwickelt. Wer die Dynamik versteht, kann früher eingreifen.

Ruhiger Behandlungsraum

Der Begriff Burnout wurde in den 1970er Jahren vom Psychologen Herbert Freudenberger geprägt. Er beschrieb damit einen Zustand totaler Erschöpfung, den er bei sich selbst und bei Kollegen in sozialen Berufen beobachtete. Heute ist Burnout in allen Branchen verbreitet. Die Weltgesundheitsorganisation erkennt es seit 2019 offiziell als berufsbezogenes Phänomen an. Das Bundesamt für Gesundheit schätzt die volkswirtschaftlichen Kosten stressbedingter Erkrankungen auf mehrere Milliarden Franken jährlich.

Was genau passiert bei Burnout? Im Kern ist es eine Erschöpfung der Stressregulationssysteme. Der Körper war zu lange, zu intensiv im Alarmmodus. Die Nebennieren, die Cortisol und Adrenalin produzieren, sind überarbeitet. Das Nervensystem hat die Fähigkeit verloren, zwischen Aktivierung und Entspannung zu wechseln. Der Tank ist nicht nur leer, die Tankuhr zeigt seit Monaten auf Reserve.

Engagement Überarbeitung Frustration Erschöpfung Burnout Der Burnout-Verlauf

Burnout entwickelt sich in Phasen, oft über Monate oder Jahre

Die Phasen des Burnout

Am Anfang steht oft überdurchschnittliches Engagement. Hohe Motivation, viel Einsatz, das Gefühl, gebraucht zu werden und etwas zu bewirken. In dieser Phase werden erste Warnsignale ignoriert: weniger Schlaf, weniger Freizeit, weniger soziale Kontakte. Es läuft ja gut, also muss alles in Ordnung sein.

Dann kommen die ersten Risse. Die Arbeit wird mühsamer, die Freude schwindet, Zynismus macht sich breit. Aufgaben, die früher leicht von der Hand gingen, kosten plötzlich enorme Kraft. Das Gefühl der Wirksamkeit lässt nach. Man arbeitet mehr und erreicht weniger. Die Erholung am Wochenende reicht nicht mehr aus, um sich zu regenerieren.

Körper und Geist im Erschöpfungsmodus

Im fortgeschrittenen Stadium zeigen sich deutliche körperliche Symptome. Chronische Müdigkeit, die auch nach Schlaf nicht verschwindet. Häufige Infekte, weil das Immunsystem geschwächt ist. Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Verdauungsprobleme. Der Körper protestiert auf allen Kanälen, weil die verbalen Signale zu lange ignoriert wurden.

Parallel dazu verändert sich die Psyche. Die emotionale Belastbarkeit sinkt, Kleinigkeiten können Tränen oder Wutausbrüche auslösen. Die Konzentration lässt nach, Entscheidungen werden zur Qual. Viele Betroffene beschreiben ein Gefühl der inneren Leere, als wäre der Zugang zu den eigenen Emotionen gekappt. Man funktioniert noch, aber man lebt nicht mehr.

Der Weg zurück

Die gute Nachricht: Burnout ist reversibel. Aber der Weg zurück braucht Zeit, oft länger als der Weg hinein. Der erste Schritt ist meist, den Ernst der Lage anzuerkennen. Viele Betroffene kämpfen lange gegen die Einsicht, dass sie Hilfe brauchen. Sie haben gelernt, zu funktionieren, durchzuhalten, stark zu sein. Genau diese Muster haben zum Burnout beigetragen.

Heilung bedeutet nicht einfach, weniger zu arbeiten. Es bedeutet, die tieferliegenden Muster zu verstehen. Die inneren Antreiber, die keine Pause erlauben. Die Glaubenssätze, die den eigenen Wert an Leistung knüpfen. Die Unfähigkeit, Grenzen zu setzen. Spezialisierte therapeutische Begleitung kann helfen, diese Muster zu erkennen und zu verändern, damit Burnout nicht zum wiederkehrenden Thema wird.

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